Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie Forschung Forschungsprojekte
Regionale Clusterpolitik in Deutschland: Ein interregionaler Vergleich aus institutioneller und politisch-ökonomischer Perspektive

Regionale Clusterpolitik in Deutschland: Ein interregionaler Vergleich aus institutioneller und politisch-ökonomischer Perspektive

Leitung:  Dr. Matthias Kiese
Team:  Dr. Matthias Kiese (Habilitationsvorhaben)
Jahr:  2008
Förderung:  Eigenfinanzierung
Laufzeit:  2006 - 2008
Ist abgeschlossen:  ja

Die Popularität des Clusterkonzepts in der regionalen Wirtschaftspolitik und in der kommunalen Wirtschaftsförderung eilt dem theoretischen Verständnis von Clustern und dem empirischen Wissen um ihre Leistungsfähigkeit seit den 1990er Jahren weit voraus. Zur gleichen Zeit ist die Bedeutung wissenschaftlicher Politikberatung in der regionalen Strukturpolitik stark zurückgegangen. Um zur Umkehrung dieses Trends beitragen und auf diesem Weg vermehrte gesellschaftliche Relevanz gewinnen zu können, fehlt der Wirtschaftsgeographie in erster Linie das Verständnis politischer Prozesse und deren institutioneller Einbettung, die zu regional sehr unterschiedlicher Umsetzung des Clustergedankens in der Praxis führen kann. Dabei bieten die unscharf definierten Schnittstellen und Wechselbeziehungen zwischen konzeptionellem, politischem und praktischem Handlungsraum wichtige Ansatzpunkte für die Forschung. Es ist daher das Ziel des angestrebten Vorhabens, regionale Clusterpolitik in ausgewählten westdeutschen Bundesländern vor dem Hintergrund interregional unterschiedlicher struktureller und institutioneller Rahmenbedingungen und darin eingebetteter politisch-ökonomischer Prozesse vergleichend zu beschreiben, zu erklären und zu bewerten.

Daraus ergeben sich neben der notwendigen Operationalisierung von Clusterpolitik

  1. zwei interdependente Teilziele, die das angestrebte Projekt in einer interregional vergleichenden und durch institutionenökonomische und politisch-ökonomische Erkenntnisse informierten Perspektive adressiert:
  2. die Diffusion und Adaption des Clusterkonzepts in Raum und Zeit im Spannungsfeld von institutioneller Konvergenz und Divergenz sowie
  3. das Verhältnis der im konzeptionellen Handlungsraum angesiedelten Clusterforschung (Theorie, Empirie) zur Umsetzung in den durch spezifische Rationalitäten geprägten politischen und praktischen Handlungsräumen, wobei an der Schnittstelle von konzeptionellem und politischem Handlungsraum der Politikberatung eine besondere Bedeutung zukommt.

Als Untersuchungsräume werden auf der Länderebene Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen als Repräsentanten der Regionstypen High-Tech-Region, Altindustrieregion im Strukturwandel sowie ‚Normalregion’ ausgewählt. Auf der subregionalen bzw. lokalen Maßstabsebene werden in jedem dieser drei Bundesländer drei Fallbeispiele untersucht, die nach einem eigenen Set von Definitionskriterien (Steuerung, Clusterreferenz, Komplexität, Clusterorientierung, Zeit) ausgewählt werden. Für jedes Fallbeispiel werden je nach Komplexität zwischen acht und zwölf leitfadengestützte, halbstrukturierte Expertengespräche mit Schlüsselakteuren, Stakeholdern und unabhängigen Beobachtern angestrebt, die als eigenständige Fallstudien und in systematisch vergleichender Perspektive ausgewertet werden.

Publikationen

  • Kiese, M. (2009): Cluster la Vista? Crisis and Response in East Germany''s Silicon Saxony. In: International Labor Brief, 7(6), S. 18-28. Download englisch | koreanisch
  • Kiese, M. (2009): Die Clusterpolitik deutscher Länder und Regionen als Herausforderung für die Evaluation. In: Wessels, J. (Hrsg.): Cluster- und Netzwerkevaluation: Aktuelle Beispiele aus der Praxis. Berlin: Institut für Innovation und Technik, S. 27-38. Download