Eine erfolgreiche Teilnahme an den Olympischen Spielen ist für viele Länder ein wichtiges sportpolitisches Ziel. Die Investitionen in Nachwuchs- und Spitzensportförderung werden häufig mit positiven Effekten auf die sportliche Betätigung und Lebensweise in der Gesamtbevölkerung begründet. Wissenschaftlich wurden Ergebnisse bei Olympischen Spielen bislang zumeist jedoch recht oberflächlich untersucht. Eine hohe Bevölkerungszahl, BIP pro Kopf, Heimvorteil und ein Vorteil für (ehemalige) sozialistische Staaten wurden als Kernfaktoren für die Medaillenausbeute herausgearbeitet. Diese erklären jedoch nicht sportspezifischen Erfolg.
Die Strategische Positionierung bei der Sportförderung orientiert sich aktuellen Studien zufolge stark an den Eintrittsbarrieren in einen Sport, die durch die Anzahl an vergebenen Medaillen und die Ausgewogenheit des Wettbewerbs gekennzeichnet sind. Außerdem werden Gemeinsamkeiten in physischen, kulturellen und institutionellen Eigenschaften von Sportarten diskutiert. Jedoch fehlte bislang eine empirische Untersuchung des Einflusses letzterer Faktoren auf sportspezifische Erfolge.
In einer aktuellen Publikation in European Sport Management Quarterly zeigen Louis Knuepling und Tom Brökel, dass die Diversifikation von Ländern in neue Sportarten sowohl durch die Verwandtschaft von Sportarten als auch durch die Stärke des Wettbewerbs beeinflusst wird. Damit schließen sie die Lücke zwischen dem Forschungsfeld des Sport Managements und dem in der Wirtschaftsgeographie verbreiteten Ansatz der verwandten Diversifikation. Für die Untersuchung wurde ein frei zugänglicher Datensatz mit allen Medaillengewinnern bei Olympischen Sommerspielen seit 1896 verwendet.
Knuepling, L. & Broekel. T. (2020): Does relatedness drive the diversification of countries’ success in sports?, European Sport Management Quarterly. DOI: 10.1080/16184742.2020.1770830